Hoher Ermittlungsdruck: Verteidigung von Influencern wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung

14.8.2025

Influencerinnen und Influencer rücken verstärkt in den Fokus der Steuerfahndung. Die Steuerfahndung in NRW hat eine Ermittlungsgruppe gegründet. Schwerpunktprüfungen, digitale Auswertungen von gesicherten Datenpaketen und koordinierte Maßnahmen erhöhen das Risiko für eine Verfolgung wegen Steuerhinterziehung. Was jetzt wichtig ist, wie Sie Risiken minimieren und wie eine wirksame Verteidigungsstrategie aussieht.

  • Deutlich gestiegener Kontrolldruck bei Plattform-Einnahmen, Kooperationen und In-App-Umsätzen.
  • Unvollständige Steuererklärungen können zu Nachzahlungen, Zinsen und ggf. Strafverfahren führen – Unwissenheit schützt nicht.
  • Risikofelder: fehlende Gewerbeanmeldung, unvollständige Einnahmenerfassung (Paid Posts, Affiliate, Merch), Bewertung von Sachzuwendungen, Auslandsbezug, Umsatzsteuer-Fallen.
  • Proaktiv handeln: saubere Dokumentation, Korrekturerklärungen und frühzeitige Verteidigung senken Strafbarkeitsrisiken.

Warum Influencer im Fokus stehen

Digitale Geschäftsmodelle sind transparent. Einnahmeströme aus Kooperationen, Affiliate-Programmen, Plattform-Monetarisierung, Merch und Lizenzierungen lassen sich technisch nahezu lückenlos nachvollziehen. Die Steuerfahndung nutzt diese Möglichkeiten konsequent – bis hin zu Durchsuchungen und der Auswertung digitaler Daten, wenn ein hinreichender Verdacht auf Steuerhinterziehung besteht. Für Influencerinnen und Influencer bedeutet das: Form- und Fristverstöße, fehlende Belege oder „Graubereiche“ werden schnell zum Anknüpfungspunkt entsprechender Ermittlungen.

Typische Risikofelder im Creator-Business

  • Einnahmenmix: Werbeeinnahmen, gesponserte Posts, Affiliate-Provisionen, Streaming-/Plattform-Einnahmen, Merch, Dropshipping, Lizenzierungen. Fehlende oder falsche Zuordnung führt zu Differenzen zwischen Erklärung und tatsächlichem Zahlungsfluss.
  • Sachzuwendungen/PR-Samples: Produktzusendungen können steuerpflichtig sein. Entscheidend sind Bewertung, Nachvollziehbarkeit und die Abgrenzung zwischen privat und betrieblich.
  • Umsatzsteuer: Kleinunternehmerregelung vs. Regelbesteuerung, Reverse-Charge bei Auslandskooperationen, elektronische Dienstleistungen, Plattformgebühren – hier entstehen schnell Fehlbeträge.
  • Betriebsausgaben und Vorsteuer: Unklare Aufteilung zwischen privater und betrieblicher Nutzung (z. B. Technik, Reisen, Wohnraum), fehlende Belege, nicht ordnungsgemäße Rechnungen.
  • Auslandsbezug: Einnahmen von ausländischen Plattformen oder Agenturen, Produktionen im Ausland, Quellensteuern, Frage einer Betriebsstätte, Doppelbesteuerungsrisiken.
  • Organisation/Compliance: Keine bzw. verspätete Gewerbeanmeldung, fehlende Registrierungen, Kassen- und Belegführung, fehlende Vertragsdokumentation.

Wie Behörden vorgehen

Behörden stützen sich auf eine Vielzahl von Informationsquellen: öffentliche Postings, Buchungen über Payment-Provider, Plattformreports, Agenturverträge sowie Reise- und Eventdaten. Verdichten sich die Anhaltspunkte, können Durchsuchungen und Beschlagnahmen erfolgen; regelmäßig werden dabei auch E-Mails, Verträge und Chatverläufe ausgewertet. Zum Einsatz kommt dabei digitale Forensik: Metadaten, die Analyse von Zahlungsströmen und der Abgleich von Content-Kalendern mit Geldzuflüssen gehören zu den etablierten Werkzeugen. Mögliche Konsequenzen reichen von Nachzahlungen und Hinterziehungszinsen über Bußgelder bis hin zu strafrechtlichen Verfahren, sofern ein entsprechender Tatverdacht besteht.

Prävention: Was Sie jetzt tun sollten

  • Einnahmen und Verträge zentral erfassen: Plattform-Reports, Kooperationsverträge, Affiliate-Dashboards, Zahlungsbelege, Reisekosten, Produktzusendungen.
  • Bewertungslogik dokumentieren: Wie wurden Sachzuwendungen bewertet? Welche Abgrenzung erfolgte zwischen privat und betrieblich?
  • Umsatzsteuer im Blick behalten: Regelbesteuerung prüfen, Reverse-Charge korrekt anwenden, Rechnungen mit Pflichtangaben führen.
  • Auslandsfälle sauber strukturieren: Vertragspartner, Leistungsort, Quellensteuern, DBA-Prüfung, Nachweise.
  • Prozesse etablieren: Monatliche Abstimmung von Bank-/Payment-Daten mit Einnahmenlisten, Beleg-Workflows, Freigaben.

Wenn bereits ermittelt wird: Verteidigungsstrategie

  • Ruhe bewahren und keine spontanen Einlassungen ohne anwaltliche Beratung.
  • Akteneinsicht und schnelle Bestandsaufnahme: Welche Jahre, welche Sachverhalte, welche Daten sind gesichert?
  • Risikoanalyse und Priorisierung: Wo drohen strafschärfende Vorwürfe, wo lassen sich Sachverhalte aufklären?
  • Nachdeklaration/Korrektur: Ordnungsgemäße Korrekturerklärungen können strafmildernd wirken; Timing und Vollständigkeit sind entscheidend.
  • Kommunikationslinie: Einheitliche, sachliche Kommunikation mit den Ermittlungsbehörden, klar abgegrenzte Ansprechpartner.
  • Forensische Aufbereitung: Rekonstruktion von Zahlungsflüssen, Vertragsketten und Bewertungsentscheidungen.

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Dr. Tony Rostalski
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Wie wir Sie unterstützen

  • Schnellcheck in 72 Stunden: Erste Risikoabschätzung Ihrer Einnahmequellen, Verträge und Umsatzsteuer-Themen.
  • Erstellung eines Verteidigungsplans: Von Akteneinsicht über Korrekturerklärungen bis zur Verhandlungslinie.
  • Digital Forensics und Datenaufbereitung: Abgleich von Plattformreports, Payment-Daten und Content-Assets.
  • Laufende Compliance: Implementierung praxistauglicher Prozesse, damit künftige Erklärungen belastbar sind.

ROSTALSKI Wirtschaftsstrafrecht und Compliance ist eine regelmäßig als TOP-Kanzlei ausgezeichnete Rechtsanwaltskanzlei mit Sitz in Köln.

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